ZUM ABSCHIED VOM VATER
Audio-Visuell-Literarisches Performance-Projekt
Robert Riedl / Klaus KaRaSu Schrefler / Dr. Nachtstrom, Dietmar Tschmelak

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© KaRasu
Vorwort

Oktober 1999 erschien mein literarisches Debüt “Zum Abschied vom Vater” (Steirische Verlagsgesellschaft, Graz). Der Großteil dieses Prosa-Textes entstand bereits zwei Jahre davor, Sommer 1997 in Dubrovnik.

Seit 1996 beschäftigen sich der bildende Künstler KaRaSu, die beiden Musiker Dietmar Tschmelak sowie Dr. Nachtstrom und ich unabhängig voneinander intensiv mit gesellschaftlichen „Spielarten“ und Auswüchsen von Gewalt (angefangen bei “harmloser” verbaler Gewalt in der Familie, über sexistische Gewaltformen der Pornografie bis hin zu “legalen” bzw. “institutionalisierten Gewaltformen” im Krieg wie Völkermord). Durch die „thematische Verwandtschaft“ unserer Arbeiten bzw. die gemeinsame Erfahrung aus den verschiedenen künstlerischen Kontexten, und schließlich im Zuge der Buchpräsentation von “Zum Abschied vom Vater” entstand Frühjahr 1999 die Idee zum künstlerischen Gesamtprojekt “Zum Abschied vom Vater”, worin literarischer, visueller und musikalischer Ausdruck verschmelzen sollten. Damit begann eine intensivierte Zusammenarbeit zwischen uns Künstlern. Für unser erstes Gemeinschaftsprojekt konzentrierten wir uns auf meinen Prosatext “Zum Abschied vom Vater” bzw. dem im Buch aufgearbeiteten Themenbereich einer konfliktbehafteten Vater-Sohn-Beziehung vor dem Hintergrund des Krieges zwischen 1991 und 1995  im ehemalig kroatischen Teil von Jugoslawien.

Die Uraufführung unseres audio-visuell-literarischen Performance-Projektes “Zum Abschied vom Vater“ ging am 29. Februar 2000 in den Grazer Minoritensälen über die Bühne.

Wir können unser Leben ändern, weil wir den eigenen Blick auf unser Leben ändern können. Denn was man bewußt verändern kann, denke ich, ist die Interpretation des eigenen Lebens. Literatur sowie Kunst, ich sehe es so, ist kein Schrei; Literatur bzw. Kunst ist für mich der leise Versuch, von Dingen zu sprechen oder Inhalte darzustellen, die wir verschweigen normalerweise: das unstillbare Verlangen nach einem Ich-will-daß-man-darüber-redet oder diesem Ich-möchte-keine-Tabus-mehr; viel besser gesagt: attemp, weil das englische Wort nicht nur Versuch, sondern auch Attentat bedeuten könnte. – Veränderung würde im Grunde passieren, denke ich, wenn man tatsächlich darüber spräche. Aber Entwicklung passiert nicht einfach. Entwicklung sowie Veränderung vollzieht sich.

Womöglich ist es gefährlich gerecht – neben allen mißbrauchten Kindern – nach einer Statistik über geschlagene Väter zu fragen. Es mögen Väter tatsächlich von ihren geschlagenen erwachsenen Söhnen vergewaltigt werden: es wird im Grunde keine Veränderungen nach sich ziehen, solange wir nicht auch darüber sprechen.

Robert Riedl, August 2000