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Im Auge der Sonne
Una obra de arte de medios visuales en nueve partes - © 2001 - 2004 Museum of Modern Crime / Klaus Schrefler

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Im Auge der Sonne [Via Airportjournal]

Keine kleine Aufgabe: das ganze Leben in neun Symbolen abzubilden und künstlerisch umzusetzen. Der in Graz lebende Künstler Klaus Schrefler arbeitet mit seinem Team seit drei Jahren daran und steht nun kurz vor der Fertigstellung der ersten Phase seines Multimedia-Projektes „Intiñahui – im Auge der Sonne“. Von Ellen Berg

Beliebig dürfen die Dinge auf keinen Fall sein. Oder gar banal. Beides sind hoch favorisierte Schimpfworte von Klaus Schrefler. Die Gefahr der Banalität oder Beliebigkeit ist aber wohl auch nicht so groß, wenn man sich für ein Kunstprojekt entscheidet, das sich mit nichts Kleinerem als dem ganzen Leben beschäftigt. Und sich daran macht, den Kreislauf des Lebens in neun Symbole zusammenzufassen und künstlerisch umzusetzen.
Der in Linz geborene Künstler hat vor mehr als drei Jahren damit begonnen, im Rahmen eines 3D-Medienprojektes. Als Medienkünstler will sich Schrefler, der unter dem Künstlernamen KaRaSu arbeitet, deshalb aber nicht bezeichnen lassen. “Ich bin kein Medienkünstler oder Maler oder Fotograf, mir geht es darum, das geeignete Mittel zum Ausdruck eines Prozesses zu finden”, wehrt er sich gegen jede Festlegung. Und fügt hinzu: “Es ist in der Kunst einfach nicht interessant, immer das Gleiche zu machen.” Was wohl nicht nur für die Kunst gilt, wenn man einen Blick auf den Lebenslauf des 34-jährigen wirft. Biologie-Studium – “Kunst zu studieren war für mich nie ein Thema” –, Promotion, Unterrichtstätigkeit an der Grazer Uni, 1995 dann die Entscheidung, hauptsächlich als Künstler zu arbeiten. Es folgten Arbeiten und Ausstellungen als Maler, Fotograf, Videokünstler, in denen er sich lange Zeit vor allem mit dem Thema Gewalt auseinandersetzte – ehe vor drei Jahren die Arbeit an dem aktuellen Projekt begann.

Auslöser in Südamerika
Erste Formen angenommen hat die Idee während eines längeren Aufenthalts in Süd- und Mittelamerika. „Das Thema Lebenszyklus hat mich schon vor der Reise beschäftigt“, erzählt er, „es gab bereits einen ersten Drehbuchentwurf, der allerdings im Unterschied zum heutigen Projekt auf sieben Symbolen beruhte.“ Auslöser für die jetzige Form von “Intiñahui” – was auf Quechua “Im Auge der Sonne” bedeutet – war dann die Begegnung mit dem Bildhauer Luis Viracocha in Quito, Ecuador, der ihn mit der Zahlenmystik der indigenen Bevölkerung der Andenregion vertraut machte: Diese beruht auf den Zahlen eins bis neun, die jeweils für einen Bereich des Lebenszyklus stehen.

Prozess in drei Phasen
Nach seiner Rückkehr in die Steiermark begann Schrefler dann mit der Interpretation und Deutung, erarbeitete für jede Zahl ein Symbol und entwickelte sein Script weiter – zu einem filmischen Werk in Form von neun 3D-animierten Sequenzen, die jede Zahl und ihre Bedeutung lebendig werden lassen sollen. Bis Ende des Jahres wird diese Arbeit abgeschlossen und im Rahmen von Großprojektionen sichtbar werden.
„Für mich ist die Fertigstellung der Filmsequenzen aber erst der Abschluss einer ersten Phase des Gesamtprojektes“, schränkt er ein, „das visuelle Werk bildet eigentlich nur den Hintergrund der zweiten und dritten Phase des Prozesses, um den es mir geht.” In einer zweiten Phase sollen dann internationale Künstler das Ergebnis der Arbeit mit ihren jeweiligen Stilmitteln interpretieren. „Mein Ziel ist ein Brückenschlag zwischen Moderne und archaischem Wissen, ein Vereinen der Disziplinen“, legt er sich die Latte nicht gerade niedrig.

Diskussion provozieren
Teil drei des Projektes ist ein theoretischer Ansatz, der eine öffentliche Diskussion und Analyse der Situation der indigenen Kulturen vor dem Hintergrund geänderter globaler Rahmenbedingungen provozieren soll. Allerdings: „Hier geht es mir aber auch um die Darstellung durch die Betroffenen selbst, nicht um eine losgelöste Interpretation aus der begrenzten eigenen, europäischen Sicht“, betont er.
Die Chancen, dass alle drei Phasen umgesetzt werden können, stehen nicht schlecht: Sowohl aus Ecuador als auch aus Guatemala gibt es bereits Einladungen zur Realisierung der Pläne, in Österreich wird das Projekt vom Bundeskanzleramt, dem Außenministerium, den Bundesländern Steiermark und Oberösterreich sowie der Stadt Graz gefördert.
Wie weit der Weg zur Umsetzung einer einzelnen Phase ist, hat sich allerdings während des vergangenen Jahres gezeigt.
Mehr als 400.000 Einzelbilder stecken in den neun 3D-Sequenzen, eine Aufgabe, die sich nur mit Hilfe technischer Spezialisten bewältigen ließ und den Künstler erstmals in die Situation brachte, nicht als Solist, sondern mit einem Team ein Projekt umzusetzen. So arbeiten unter anderem Thomas Siegl, der bereits mit Vito Acconci an der Murinsel gearbeitet hat und für die 3D-Konstruktion und -Animation verantwortlich ist, sowie Elmar Ranegger, Mitinhaber von Imagewerk, der den Bereich Cut und Post Production übernommen hat, seit mehr als einem Jahr allein an der technischen Umsetzung dieser ersten Phase, die vorausgegangene künstlerische Arbeit und Konzeption nicht mit eingerechnet.

Kein Ende in Sicht
Ein Ende des Ganzen ist also nicht abzusehen. „Für mich ist das Ganze ein dynamischer Prozess, es gibt keinen direkten Schluss, jetzt ist bald einmal das Filmwerk fertig, und dann wird man weitersehen“, so Schrefler.
Wo genau allerdings die Filme in den kommenden Wochen präsentiert werden sollen, ist noch nicht klar. Möglichkeiten hat es zwar schon ein paar gegeben, aber die waren irgendwie zu beliebig. Oder banal. Und wie gesagt: Das kann er nun so überhaupt nicht leiden.

Infos über das Projekt finden sich unter der Adresse www.inti.at

[Via Airportjournal, Ellen Berg, 07-12-03]


Steirermonat 03

Sprache indigener Völker des amerikanischen Kontinents, Sprache derer, die wir als Indianer bezeichnen. Cechua ist eine solche Sprache. Und in dieser Sprache bedeutet "Intñahui" ungefähr im "Auge der Sonne". Intiñahui ist aber auch ein Projekt des Grazer Künstlers und Wissenschaftlers Klaus Schrefler. Ein "Visual Media Kunstwerk in neun Teilen", das sich auf dem vom Grazer Kulturamt und seinem Leiter Peter Grabensberger systematisch erweiterten Kulturserver der Stadt Graz (www.kulturserver-graz.at) dem Auge des Betrachters eröffnet. Eine vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Leben und seinen Erscheinungsformen. Animierte Bilder, Sounds, Fragen, komplexe Zusammenhänge, keine eindeutigen Antworten. Andeutungen zur Zeit, Phänomen-Vernetzungen. Klaus Schrefler: "Ein interdisziplinäres und interkulturelles Kunstwerk, eine Spirale rund um das Phänomen des Lebens, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Globalisierung, Unterdrückung, Körper, Geist."
Schrefler ist, wenn man das einmal so formulieren darf, ein in fortgeschrittenem Ausmaß denkender Künstler, eben auch noch dazu Wissenschaftler. Botaniker, Ökologe, visueller Technologe. Und, obwohl das auf den ersten Blik nicht immer so aussehen mag, niemals Esoteriker. In seinem Studio, das er als "Museum of Modern Crime" bezeichnet, ist in Zusammenarbeit mit Artisten wie Norbert Wally, Didi Bruckmayr und dem ecuadorianischen Bildhauer Luis Viracocha
ein hochverdichtetes, durch Soundexpressionen unterlegtes visuelles Kunstwerk entstanden. Und man kann es anklicken!
[Steirermonat, Wolfgang Wildner, 27-03]