KARASU - Multi-Media-Installation "RHYTHMEN DER GEWALT"
Video-Installation @ Dom im Berg
Graz - 28. apr 01
2 Videobeam for two large screens in the middle of the mountain in Graz
video under support of / video unterstützt
von:
Stadt Graz - Jugend und Familie, Firma Imagewerk, projekt argus- jugend am werk, Didi Bruckmayr, Wolfgang Christandl performance under support of / performance unterstützt von: 979fm, fm4, Firma Vorzeichen, Firma Art-Box |
for and organized by "Projekt
Argus schützt Kinder vor sexueller Gewalt" [Project Argus protects
children and youth of sexual abuse"]
Gewalt ist die Bedingung
für die Rechtfertigung sie auszuüben |
-I- Video "Rhythmen der Gewalt" o book & director: KaRaSu Credits & special thanx: >>> Dedicated to
LOVE <<< -II- a live performance by: KaRaSu, Elmar Ranegger [Visual Media] & Dr. Nachtstrom [Composition] |
Gedanken zu "Rhythmen der Gewalt" Der Arbeitsprozess umfasst in der Zwischenzeit eine dem jeweiligen Thema entsprechende Phase der intensiven Auseinandersetzung mit den sozialen, religiösen und psychoanalytischen Voraussetzungen für die meist gesellschaftlich polarisierten Arbeitsgebiete und ihre Zusammenhänge, die man als Vorbedingung für kulturelle Entwicklungen sehen kann. Um einen vordergründigen und oberflächlichen Zugang auszuschließen, erwies es sich teils als Notwendigkeit, mich mit den verschiedenen Persönlichkeitsstrukturen auseinander zu setzen. Konkret zum aktuellen Thema - für die Aufgabenstellung, mich mit sexueller Gewalt an Kindern künstlerisch zu befassen, wählte ich neben der üblichen Auseinandersetzung mit Dokumentar- und Seminarmaterial die Konfrontation mit Opfern ebenso als Quelle der Inspiration, wie das Gespräch mit sogenannten Tätern. Ziel davon ist es, meine tiefe Auseinandersetzung mit den jeweiligen "Rollen" zu ermöglichen. Die meiner Meinung nach zu vordergründige Inszenierung des Sachverhalts in den Medien, sollte eine spirituell motivierte Beleuchtung erfahren, die mit dem Titel "Rhythmen der Gewalt" umschrieben wurde. Statt lediglich dem Gut-und-Böse-Bild Rechnung zu tragen, lag mir daran, die Hintergründe der Gewaltbereitschaft zu thematisieren. Mit dem Slogan "Gewalt ist die Bedingung für die Rechtfertigung sie auszuüben!" soll jener innere Prozess angesprochen werden, der dem sogenannten Täter - noch dazu ungeachtet aller möglichen Folgen - die Berechtigung zur Ausführung gibt. Schließlich darf, trotz der keinesfalls zu vernachlässigenden Konsequenzen und der notwendigen Hilfestellung für das Opfer, nicht darauf vergessen werden, dass alleine die Tat und das Un-/Bewusstsein etwas Unrechtmäßiges zu tun, ein Schuldgefühl und Schmerz hinterlässt; ungeachtet dessen, dass der Mensch im Regelfall dazu tendiert, die Verantwortung abzuschieben, zu leugnen oder selbige anderswohin zu projizieren. Die Tatsache, dass es Menschen gibt, die diese Selbstleugnung ihr Leben lang aufrecht erhalten, soll kein Ansatz dazu sein, den Tätern genau das zu versagen, dessen Mangel ihre Situation hervorgerufen hat -Verständnis, Liebe, Achtung. Werte, die allesamt aktiv und passiv zu verstehen sind, mit anderen Worten "wer den eigenen Körper nicht achtet, ist auch nicht in der Lage es bei dem eines anderen Menschen oder Lebewesens zu tun" oder "wer sich selbst nicht liebt, ist nicht in der Lage andere zu lieben". Diese relativ dogmatisch dargestellten Thesen sind sicherlich nicht die einzige Wahrheit, aber sie können einen Ansatz darstellen, diese Rhythmen der Gewalt zu durchbrechen. Vor allen Dingen gibt es nicht nur den Täter, möglich wird Gewalt oft nur durch das Zusammenspiel mehrerer Menschen im Kollektiv der Familie. Gerade der hier praktizierte Zugang verdeutlicht den wieder Denkansatz,
den ich schon meinem bisherigen Arbeiten zugrunde gelegt habe
"...there is no light without darkness..." Nicht verwechselt
soll diese Einstellung mit dem grauen Mittelweg werden, den ich
als "Fehlen des Rückgrats", als Angst vor der Positionierung
bezeichnen möchte. Mir ist bewusst, dass die Dinge nicht
"so einfach" sind, schließlich sind wir selbst
alle Gefangene unzähliger Schranken, deren Rechtfertigung
uns vielleicht vor der Gesellschaft gelingt, nie aber vor uns
selbst. Ob wir als Kriminelle bezeichnet werden oder nicht hängt
doch ausschließlich davon ab, wie "normal" unser
Tun ist, wie viele Mittäter es gibt, wie bewusst wir uns
unseres eigenen permanenten Scheiterns sind. Es ist ein daher
ganz anderer Begriff, der mir geeignet erscheint, die Problematik
zu verdeutlichen - fehlendes Verantwortungsbewusstsein. Verantwortung
lässt sich meines Erachtens nicht teilen, jeder Mensch muss
sie zu 100% übernehmen, für ihr/sein Tun, für den
Zustand der Welt, für das Erleben von Schmerz - dabei sind
wir allein, ob es uns recht ist oder nicht. Ich denke, dass wir
anders keine Möglichkeit haben, diese Kreisläufe zu
durchbrechen, das einzige was wir ansonsten erreichen, ist unser
schlechtes Gewissen dafür loszuwerden, dass Gewalt in unserer
Welt gang und gebe ist. Genau deshalb macht es auch Sinn daran
zu glauben, dass man einen Unterschied machen kann. Sind wir bereit,
aufzuhören zu polarisieren, uns jedoch für ein friedliches
und verständnisvolles Miteinander zu positionieren, haben
wir eine reale Chance, die Rhythmen der Gewalt zu verlassen. |